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Giftlorcheln ( German )

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Die Giftlorcheln (Gyromitra) sind eine Gattung der Schlauchpilze aus der Ordnung der Becherlingsverwandten (Pezizales).

Die Typusart ist die Frühjahrs-Giftlorchel (Gyromitra esculenta).[1]

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Die Giftlorcheln bilden große, gestielte (hellvelloide) oder ungestielte, schüsselförmige (cupulate) Fruchtkörper (Apothecien), die zum Teil Gyromitrin enthalten. Das Sporenpulver hat eine weiße Farbe.

Mikroskopische Merkmale

Die Pilzfäden (Hyphen) tragen an den Querwänden (Septen) keine Schnallen. Die operkulaten Schläuche (Ascus) blauen bei Kontakt mit Iodlösung nicht. Im Inneren reifen jeweils 8 Sporen heran. Diese sind durchsichtig (hyalin), elliptisch bis spindelig geformt und können glattwandig oder ornamentiert sein. Die Sporen sind mit 1–3 Öltropfen gefüllt. Manche Arten entwickeln an ihren Enden ein Anhängsel. Die äußere Zellwandschicht der Sporen (Perispor) ist cyanophil, lässt sich also mit Baumwollblau anfärben.

Ökologie

Die Giftlorcheln sind bodenbewohnend und vermutlich Saprobionten, die in Wäldern und Gebüschen vorkommen. Sie besiedeln auch Sekundärstandorte wie beispielsweise Holzlagerplätze, Rindenmulch oder Holzhäcksel.

Arten

In Europa sind 25 Arten bekannt[2][3][4][5][6]:

Bedeutung

Speisewert; Giftigkeit

Einige Arten der Gattung, besonders die Frühjahrs-Giftlorchel, wurden früher und werden teils heute noch als Speisepilze gesammelt. Davon wird heute allerdings abgeraten, da schwere Vergiftungen beobachtet wurden.

Eine Studie französischer und amerikanischer Wissenschaftler kam in einem im August 2021 veröffentlichten Beitrag in der Fachzeitschrift Journal of the Neurological Sciences nach jahrelangen epidemiologischen Untersuchungen eines Hotspots der Charcot-Krankheit (Amyotrophe Lateralsklerose, ALS) in den französischen Alpen, dem Weiler Montchavin in der Gemeinde Bellentre im Département Savoie, Teil des Skigebiets La Plagne, zu dem Schluss, dass der wiederholte Verzehr von Giftlorcheln und insbesondere der Riesen-Lorchel (G. gigas) der wichtigste Risikofaktor für ALS in der Gemeinde sei. In dem nur etwa 200 Einwohner zählenden Montchavin war 2009 der damals neuen Dorfärztin eine auffällige Häufung von ALS aufgefallen. Zwischen 1990 und 2018 wurden insgesamt 14 Fälle von ALS dort diagnostiziert, gegenüber einer durchschnittlichen Inzidenz in Europa von etwa 3 Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr.[7][8][9]

Etymologie

Der wissenschaftliche Gattungsname ist von altgriechisch gyros (Kreis) und mitra (Mütze) abgeleitet und nimmt auf die mützenartig herabgeschlagenen Hüte der Fruchtkörper einiger Arten Bezug.

Quellen

Literatur

  • Achim Bollmann, Andreas Gminder, Peter Reil: Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze. In: Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. 4. Auflage. Volume 2. Schwarzwälder Pilzlehrschau, 2007, ISSN 0932-920X (inkl. CD mit über 600 Gattungsbeschreibungen).
  • Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 379 (Nachdruck von 1996).

Einzelnachweise

  1. Elias Magnus Fries: Summa vegetabilium Scandinaviae. Band 2, 1849, S. 346.
  2. Nicolas van Vooren, Pierre-Arthur Moreau: Essai taxinomique sur le genre Gyromitra Fr. sensu lato (Pezizales). 2. Le genre Gyromitra Fr., sous-genre Gyromitra. In: ascomycete.org. Band 1, Nr. 1, 2009, S. 7–14.
  3. Nicolas van Vooren, Pierre-Arthur Moreau: Essai taxinomique sur le genre Gyromitra Fr. sensu lato (Pezizales). 3. Le genre Gyromitra Fr., sous-genre Discina. In: ascomycete.org. Band 1, Nr. 2, 2009, S. 3–13.
  4. Nicolas van Vooren, Pierre-Arthur Moreau: Essai taxinomique sur le genre Gyromitra Fr. sensu lato (Pezizales). 4. Le genre Gyromitra Fr., sous-genre Caroliniana. In: ascomycete.org. Band 1, Nr. 2, 2009, S. 15–20.
  5. Nicolas van Vooren, Pierre-Arthur Moreau: Essai taxinomique sur le genre Gyromitra Fr. sensu lato (Pezizales). 5. Le genre Gyromitra Fr., sous-genre Melaleucoides. In: ascomycete.org. Band 1, Nr. 3, 2009, S. 11–13.
  6. Klofac, W., Krisai-Greilhuber, I.: Gyromitra inflata, die Wiederentdeckung einer verschollenen oder fehlinterpretierten Art. In: Öst. Z. Pilzk. 28: 93-106. 7. Januar 2021, abgerufen am 25. April 2021.
  7. E. Lagrange, J.P. Vernoux, J. Reis, V. Palmer, W. Camu, P.S. Spencer: An amyotrophic lateral sclerosis hot spot in the French Alps associated with genotoxic fungi. In: Journal of the Neurological Sciences. Band 427, 15. August 2021, 117558, doi:10.1016/j.jns.2021.117558 (englisch).
  8. Un champignon toxique responsable des nombreux cas de maladie de Charcot en Isère et Savoie ? In: france3-regions.francetvinfo.fr. 7. September 2021, abgerufen am 8. September 2021 (französisch).
  9. Pierre Kaldy: Un champignon lié à des cas de maladie de Charcot : la fin d'une énigme médicale vieille de plus de dix ans. In: sciencesetavenir.fr. 4. September 2021, abgerufen am 8. September 2021 (französisch).

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